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Artikel aktualisiert am 07.09.2024
Was wäre die schönste Anlage ohne auch Betrieb darauf zu machen. Nach Monaten der Gestaltung kann es aber auch schnell passieren, das man zwar viel gebaut hat aber nur wenige Züge sind mal testweise gefahren. Probiert man es dann endlich mal intensiver gibt es Ärger ohne Ende: Wagen entgleisen, Loks laufen nicht richtig oder bleiben an den unmöglichsten Stellen stehen, Züge erzeugen plötzlich Kurzschlüsse, usw. Um ehrlich zu sein: Es gibt Tage da denkt man die Technikwelt hätte sich gegen einen verschworen – so wie im richtigen Leben halt, aber in der Regel funktioniert der Betrieb in Nächternhausen (inzwischen) störungsfrei.
Hier mal ein Beispiel von ein wenig „Betrieb“:
Allerdings gilt es dabei einiges zu beachten – dieses Kapitel handelt davon.
Um mit einigen Unwahrheiten gleich am Anfang aufzuräumen:
„Langsamer, vorbildgerechter Zugbetrieb funktioniert nur mit Wechselstrom“ – Falsch!
Bei Wechselstromfahrern gibt es bessere Stromabnahme da einerseits 2 Schienen mit der gleichen Polung versorgt werden, Weichen deshalb keine Polarisierung benötigen und durch den Schleifer eine größere Stromabnahmefläche des Mittelleiters vorhanden ist. Allerdings haben Gleichstrombahner den unschätzbaren Vorteil, das nicht unter jeden Wagen auch ein Schleifer kommen muss um Strom von den Schienen abzunehmen – außerdem sind Wegüberführungen, Schienen im Strassenplenum und die Vorbildtreue wesentlich besser. Wer die Wagen trennen will und diese auch mit Licht versehen will hat da schnell das Nachsehen.
Aber vor allem kann man mit der richtigen Pflege auch auf einer Gleichstrombahn wunderbar Betrieb machen. Aber letztlich ist das schon fast eine religiöse Frage (und wahrscheinlich habe ich mit der obigen Bemerkung schon einen Shitstorm der Wechselstromer heraufbeschworen). Im folgenden ein wenig dazu wie man nicht nur Betrieb macht, sondern auch dauerhaft sicherstellt das die Anlage funktioniert – und die meisten dieser Empfehlungen gelten für Wechselstrombahner gleichermaßen.
zurückBetriebsprobleme
Hier mal eine Zusammenstellung der typischen Betriebsprobleme:
- Staub: Das größte Problem vor allen anderen.
- Luftfeuchtigkeit: Nicht zu unterschätzen – gerade wenn die Anlage im Keller steht.
- Temperatur: Holz arbeitet – und zwar insbesondere bei starken Temperaturschwankungen
- Elektrik: Kalte Lötstellen, Leitungsübergänge oder defekte Herzstückpolarisierung sind hier häufige Übeltäter
- Lokomotiven: Manche Modelle sind leider eher für die Vitrine gedacht als für den harten Dauerbetrieb.
Wie man einigen dieser Probleme überhaupt auf die Schliche kommt, habe ich in diesem Beitrag beschrieben.
Beachtet man die nachfolgenden Hinweise, so wird man viel Spaß am Betrieb der Anlage haben und ihr vermeidet, dass überhaupt erst Schwierigkeiten auftauchen.
Staub
Wirklich vermeiden kann man Staub nicht – aber man kann sowohl gegen die Ursachen als auch gegen die Wirkung diverse Maßnahmen unternehmen:
- Die Werkstatt nicht im gleichen Raum wie die Moba unterbringen – oder zumindest mit Raumteilern von der Anlage trennen. Schleifen und sägen im Mobaraum geht nur ganz am Anfang wenn noch keine Schienen liegen.
- Bei allen staubbildenden Maßnahmen so viel wie möglich mit Planen etc. abdecken.
- Keine Teppiche oder Fußbodenheizung verwenden – besser sind glatte Böden für die Modellbahn.
- Auf die richtigen Staubsauger achten welche auch den Feinstaub aufnehmen.
- Bereiche die nicht sichtbar sind mit einem abnehmbaren Staubschutz versehen – Karton ist hier oft eine gute Wahl.
Vermeiden Sie staubfördernde Tätigkeiten im Modellbahnraum. Und investieren sie in effektive Maßnahmen zur Staubvermeidung
Im Bereich der Schienen muß man 3 unterschiedliche Problembereiche unterscheiden:
- Staub der im Schienenbereich liegt und den man mit einem Staubsauger aufsaugen kann. Hier ist ein Schienenstaubsauger die richtige Wahl wie diese z.B. von der Firma Lux oder Dapol angeboten werden. Diese gibt es auch digitalisiert. Im Bereich Tipps und Tricks beschreibe ich wie man auch den gesamten Schattenbahnhof leeren kann um dann gezielt dort den Reinigungszug einzusetzen. Als Zuglok empfiehlt sich eine günstige aber zugkräftige Lok – insbesondere wenn man den Staubsauger noch mit einem Reiniger kombiniert.
- Staub der sich in den Rädern festsetzt und der dort oftmals sogar eine dicke Kruste bildet. Hier hilft nur Ausbau der Räder und Schleifen von Hand. Inzwischen gibt es auch von Lux eine Radreinigungsanlage – habe diese allerdings selbst noch nicht ausprobieren können. Allerdings gibt es viele positive Rückmeldungen dazu im Netz und wohl dem der eine solche Anlage mit eingeplant hat (siehe auch dazu das Planungskapitel)
- Staub der sich durch die fahrenden Züge zu Dreck verdichtet hat der jetzt fest auf den Schienen liegt. Im sichtbaren Bereich kann man Isoprophylalkohol 70% (aus der Apotheke) verwenden. Es gibt auch (teurer) spezielles Reinigungsöl welches aber teurer ist und den gleichen Effekt hat. Auch ein Schienenrubber (z.B. von Roco) hilft hier. Schwieriger wird es im unsichtbaren Bereich, aber auch dort gibt es spezielle Reinigungswagen die im Zug mitlaufen. Wer gänzlich neue Schienen hat und diese regelmäßig von Staub befreit wird aber nie in dieses Problem hinein laufen da die Züge keinen Staub aufnehmen und auf den Schienen als Dreckschicht hinterlassen können! Ich habe in Nächternhausen keinen speziellen Reinigungswagen und achte nur darauf regelmäßig den Staubsaugerwagen fahren zu lassen.
Luftfeuchtigkeit
Das Holz sich nicht mit hoher Luftfeuchtigkeit verträgt ist sicher bekannt. In der Regel sollte im Mobakeller die Feuchtigkeit nicht über 65% steigen. Ein Luftentfeuchter kostet weniger als ein teures H0 Modell – also sollte man hier nicht sparen
Unsinnig sehe ich dagegen die Empfehlungen konstant 40-45% Luftfeuchtigkeit anzustreben – das kostet einfach nur viel Strom und Aufwand. Seit nunmehr über 10 Jahren ist meine Anlage im Keller bei maximal 65% und ich hatte noch keine Probleme. Wohl aber sollte man darauf achten ein Gerät zu nehmen welches auch der Größe des Raumes gerecht wird! (Beispiel: 250W, 60m³) Vereinzelt berichten Fahrer von Wechselstrombahnen von Problemen mit den Pukos bei >50%.
Ein Hygrometer und ein Luftentfeuchter garantieren lange Freude an der Moba und sollte – vor allem bei Anlagen im Keller – nicht fehlen!
Beim Einsatz eines Entfeuchters lohnt sich übrigens eine Zeitschaltuhr und/oder den Feuchtigkeitssensor aus dem Gerät heraus zu führen.
Lokomotiven
Was wäre die schönste Anlage ohne Lokomotiven. In Nächternhausen fahren teilweise noch Lokomotiven aus den Anfängen meiner Modellbahnleidenschaft, den frühen 70er Jahren. Und mit DCC Decodern ausgestattet haben einige dieser Loks bessere Laufeigenschaften als manch neue Lok. Leider haben die Hersteller heute oftmals mehr Interesse daran noch die 100. Niete an genau der richtigen Stelle zu platzieren als darauf zu achten, das die Lokomotiven gute Betriebswerte haben.
Allerdings gibt es schon einige Dinge die man generell beachten sollte:
- Warten sie nicht bis die Loks nicht mehr fahren – insbesondere die Schmierstellen sollten regelmäßig geölt werden. Verwenden sie kein Schmierfett – ich habe damit nur negative Erfahrungen weil es schnell verharzt und man dann alle Lager usw. mühsam ausbauen und vom Fett befreien muss – spezielles Öl reicht hier vollständig.
- Auch wenn die Schienen sauber sind nehmen die Lokomotiven mit der Zeit Staub auf der sich dann schnell an den Rädern festsetzt. Regelmässiges Reinigen der Räder und Radkontakte ist Pflicht für eine gut funktionierende Modellbahn (siehe dazu das Reinigungskapitel)
- Neue Loks müssen eingefahren werden – auch dazu gibt es viele Empfehlungen. Ich würde aber sagen das 15min einfahren (jeweils in beide Richtungen) ausreichend sind. Erst danach sollte man die Loks einmessen bzw. die DCC CV Werte optimieren.
- DCC CV Werte anzupassen ist eher die Kür als die Pflicht. In der Regel fahren alle Loks (anfangs) problemlos mit den werksseitigen Werten (siehe Kapitel über DCC Programmierung)
Daneben empfehle ich immer eine gute Dokumentation der vorhandenen Lokomotiven und Einstellungen. Zu schnell hat man nach einigen Monaten Wartungstermine, Einstellungen usw. vergessen. Dazu benötigt es kein teures Verwaltungsprogramm (die gibt es auch). Eine Tabelle in Excel oder LibreOffice tut es genauso – eine Vorlage findet
Lokreinigung
Hätte ich Nächternhausen nochmal zu bauen wäre eine Radreinigungsanlage (gibt es von der Firma LUX) auf jeden Fall Teil der Anlage gewesen. Man kann eine Reinigungsanlage auch stationär betreiben – in Nächternhausen bin ich aber noch am Tüfteln wie ich eine solche in die vorhandene Anlage integrieren kann – davon irgendwann mehr. Wer keine solche Anlage sein eigen nennt der kommt nicht darum herum regelmäßig die Räder der Loks (und der Wagen!) zu reinigen. Ich verwende dazu Isopropylalkohol (gibt es in der Apotheke). Wagenräder werden aus dem Wagen entfernt, während bei den Lokomotiven eine aus Schaumstoff selbst gebaute Lokliege zum Einsatz kommt
Ein Reststück Schiene wird bei der Reinigung mittels Krokodilklemmen und Verbindungskabel von der Anlage mit Strom versorgt und dann wird die Lok umgedreht in die Liege gelegt. Danach können durch Anlagen des Schienenendstücks die Räder mittels eines in Isopropylalkohol getränkten Tuchs einfach bei langsamen Vorwärts-lauf gereinigt werden. Bei hartnäckigen Verschmutzungen hilft es, das getränkte Tuch mittels eines kleinen Schraubenziehers auf die Räder zu setzen. Auf keinen Fall Schmirgelpapier verwenden!
Die Reinigung der Räder sollte regelmässig erfolgen – nur so ist ein guter Betrieb möglich.
Nach ca. 40h Betrieb werden bei mir die Räder gereinigti1ch statte die Loks dazu nicht mit einem Kilometerzähler aus – das übernimmt die Steuerungssoftware.
Nach ca. 100h kommt die „große Inspektion“ bei der auch die Schmierstellen geölt werden.
Bei den Loks werden außerdem die Kontaktfedern gereinigt mit denen der Strom abgenommen wird. Einige Loks nehmen den Strom auf der Innenfläche des Rades ab – daher auch die Innenflächen bei der „kleinen Inspektion“ mit reinigen. Leider haben auch hier die Hersteller oftmals geschludert und man kann die Kontaktfedern nur reinigen wenn man die Räder ausbaut – was bei Dampfloks mit Gestänge teilweise unmöglich ist. Überhaupt: Lassen sie die Finger vom Gestänge – ein einmal abmontiertes Gestänge wieder richtig aufzusetzen braucht eine spezielle Leere und ist eine Heidenarbeit!
Reinigung von Rädern an den Wagen sollte ebenfalls regelmäßig erfolgen – auch wenn diese nicht zur Stromabnahme dienen. Einige gute Tipps findet ihr auch wenn ihr das Suchfeld oben rechts auf jeder Seite mal bemüht – oder ihr schaut direkt auf den Beitrag zur einfachen Radreinigung
zurückVon Patina und Wagenumbauten
Irgendwann funktioniert der Betrieb endlich und man fragt sich dennoch warum die Züge monoton dahingleiten. Das geht leider schon bei der Beleuchtung los und endet bei Zügen die einheitliche leer als Geisterzüge dahin rollen – keine Personen in den Zügen, keine Lokführer im Führerstand, kein Licht im Wagen, keine Ladung auf den Güterzügen, und die Wagen sehen als ob sie niemals die Strecke gesehen hätten und frisch aus dem Werk kommen! Da fehlt jedes Patina welches echtes Bahnfeeling aufkommen lassen könnte. Nun: All das lässt sich ändern:
Güterwagen beladen
Ein beladener Wagen wirkt einfach viel besser! Und diverse Firmen haben entsprechende Ladegüter im Programm (neben den einschlägigen Firmen gibt es auch viele gute und günstige Kleinserienhersteller wie Bauer, Busch, Heico, Jann, M+D, HH-Beladungen, modellbahn kreativ, PMT, Schürer). Allerdings kann man auch mit einfachen Mitteln schon viel erreichen – und Selbstbau macht schließlich am meisten Spaß! Hier mal einige Beispiele:
Dieser Güterwagen wurde mit Holz beladen – wobei die Holzladung ausnahmsweise aus einem Trix-Rungenwagen entnommen wurde. Einfacher geht es noch wenn man sich in der Natur umschaut. Dort
findet man z.B. Goldrute oder Felsenbirne. Gerade letztere hat sehr gerade Äste die sich ideal zur Holzbeladung eignen. Falls ihr einen 3D Drucker besitzt, schaut mal in den Suchmaschinen – da finden sich auch ganz tolle Lösungen zur Wagenbeladung!
Beladene Güterwagen haben besondere Wirkung, wenn man diese auch zusätzlich patiniert und die Wagenladung vorschriftsmäßig sichert.
Wie man Wagen patiniert, werde ich mal irgendwann in einem Blogbeitrag beschreiben, aber was die Beladungsvorschriften anbelangt so gibt es dazu durchaus einige Bücher – sowie hier einen Blogbeitrag von mir. Empfehlen kann ich MIBA Spezial 36 sowie den MIBA Report „Vom Wald ins Sägewerk„. Am Besten schaut man auch mal in eure Bastelkiste.
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