Grundsätzliches
Wozu braucht man Führerstandsmitfahrten auf der Modellbahn? Auf dem ersten Blick eine nette Spielerei – aber auf den zweiten Blick eine durchaus sinnvolle, wenn nicht sogar notwendige, Funktion.
Ich selbst besitze eine kleine Kamera, welche eigentlich als Überwachungskamera gedacht ist. In Spezialistenkreisen nennt man das auch einen „Chinawürfel„, weil die Kameras meist für kleines Geld (<50€) im „Reich der Mitte“ gefertigt werden. Die Qualität ist eher mässig – reicht aber für das Ein- oder Andere Video. Hier mal ein Beispiel mit Führerstandsmitfahrten meiner Schmalspurbahn:
Nun haben solche Führerstandsmitfahrten durchaus ihren Spielreiz – eine Fahrt mit einer Modelllok auf einem Tablet/Smartphone oder PC Bildschirm mitzuverfolgen macht schon Spaß.
Wer sein Geld als Influencer und/oder Videofilmer verdienen will, für den ist natürlich eine professionelle Kamera für Führerstandsmitfahrten ebenfalls unabdingbar.
In Nächternhausen hatte ich aber einen ganz anderen Grund für Führerstandsmitfahrten: Bei einem Besuch befreundeter Modellbahnkollegen hatte einer eine Minikamera dabei – und ihr glaubt nicht, was ich alles im Untergrund gefunden habe:
Hier wurde ein ganzer Güterwagen im Untergrund zwischen zwei Gleisen gefunden. War wohl der letzte eines Zuges, sodass der Wagen nie vermisst wurde. Und er fiel genau zwischen die Gleise, sodaß es auch zu keiner Kollission kam.
Daneben wurden inzwischen im Untergrund Haftreifen und diverse Kleinmaterialien gefunden!
Eine Kamera eignet sich nicht nur für Führerstandsfahrten und Videoaufnahmen, sondern besonders für die Kontrolle und Überprüfung der nicht sichtbaren Fahrtstrecken.
Lösungsübersicht
Die Anforderungen sind natürlich grundsätzlich unterschiedlich – je nachdem, welchen Schwerpunkt ihr habt. Für gestochen scharfe Videoaufnahme ist sicherlich eine handelsübliche, richtige Videokamera sinnvoll, während für dauerhafte Führerstandsmitfahrten eine professionelle, im Modell integrierte Kamera mehr Sinn macht1wer sich dafür interessiert: Da gibt es auch viele Eigenbauten – einfach mal danach suchen.
Tatsächlich sind die Mitfahrten in obigem Video mit einer solchen einfachen Kamera entstanden2Für die anderen Aufnahmen habe ich allerdings eine professionellere Kamera, eine Panasoic VX989 – die passt aber auf keinen Wagen.
Einfache Kameras auf Niederbordwagen
In Nächternhausen verwende ich eine einfache Überwachungskamera – diese hier.
Wie man auf obigem Video sieht, ist die Qualität besser als man denkt – immerhin hat die Kamera unter 50€ gekostet. Der gesamte Videostream wird dabei auf eine SD Karte gespeichert und kann zusätzlich über eine App per WLAN abgerufen werden. Achtet bei der Auswahl der Kamera nur darauf, das auch ein Autofokus vorhanden ist.
Die Kamera wird auf einen Niederbordwagen montiert und liefert so über ca. 30 Minuten auch ein recht passables Bild einer Führerstandsmitfahrt. Aufgeladen wird die Kamera über einen normalen USB Adapter.
Für sporadische Überprüfung der unterirdischen Strecken und gelegentliche Führerstandsmitfahrten reicht eine normale, kleine Überwachungskamera
Benötigt man längere Aufnahmezeiten, kann man noch einen zweiten Wagen mit Powerbank mitlaufen lassen. Leider kann man die Kamera nicht über die App ein- oder ausschalten – dafür liefert sie aber einen Autofokus und einen Nachtsichtmodus. Letzterer allerdings nur mit mässig guter Qualität und ohne Farbe. Aus diesem Grund verwende ich zusätzlich eine kleine LED Kamera zur Beleuchtung.
Integrierte Kamera
Einige Hersteller haben das Potential erkannt, und bieten inzwischen auch spezielle Kameraloks an. Dabei ist die Kamera meist im Führerstand mit verbaut. Nebenstehend ein Beispiel von Roco
Wer sich im Netz umschaut, findet aber auch Wagen mit integrierten Kameras – meist handelt es sich dabei um Steuerwagen. Der grosse Vorteil ist natürlich, das keiner die Kamera sieht – der Nachteil sind sowohl der Preis als auch die fehlende Flexibilität beim Einsatz.
Professionelle Kameras
Es gibt inzwischen professionelle Kameras – oft s.g. Action Cams – wie die Polaroid Cube Plus, die Sony HDR AZ1, oder Sony FDR-X3000. Alle in der Preislage ab ca. 250€. Diese habe ich selbst nicht ausprobiert, aber angeblich passen diese genau auf einen Niederbordwagen. Findige Bastler haben auch mittels 3D Druck spezielle Niederflurwagen speziell z.B. für die AZ1 entwickelt. Falls ihr euch dafür interessiert, empfehle ich eine etwas intensivere Suche – je nach Anlage passen diese Kameras gerade noch so ins s.g. Lichtraumprofil. Hier ist natürlich insbesondere Bildqualität und Autofokus kein Thema. Vor allem begeistert sicherlich die Möglichkeit, die Kamera während der Fahrt zu fokussieren.
Für größere Anlagen, Ausstellungen und Modellbahnclubs empfiehlt sich eine „Action Cam“. Diese sind klein genug, um auf einem Niederflurwagen montiert zu werden und können auch über eine Smartphone-App gesteuert werden.
Views: 119